Eine kurze Umfrage, Geständnisse und Beobachtung bringen es an den Tag: Männer sind anders als Frauen. Auch was die Bedürfnisse beim Bedürfnis anbelangt. Männer lesen auf der Toilette. Frauen nicht. Oder sie geben es nicht zu. Oder sie tun es nur selten. Doch Männer lesen, alle Männer tun es. Sie lesen Fachbücher, Comics, Krimis, hohe Literatur – weniger oft Gedichte. Sie lesen natürlich die Zeitung. Bei uns im Büro lesen die Männer auf der Toilette am liebsten den Blick. Manchmal auch den Tagi. Das muss tief in unseren Genen verwurzelt sein, das unterscheidet uns von den Frauen. Männer sind anders, auf der Toilette.
Kalt geduscht
Das Bonmot über abenteuerliche Fluggesellschaften – runter kommen sie immer – verliert seinen ironischen Charme, wenn man in einer Maschine sitzt, in der beim Start kurz vor dem Abheben drei Reihen weiter vorne aus der Decke plötzlich fontänenhaft Wasser schiesst. Der Herr, der darunter sass, wurde nass und blass. Und ich hab mir gedacht: Ferien im Tessin wären auch noch schön gewesen. Immerhin schien die Crew nicht beunruhigt – der genässte Mann wurde mit freundlichen Gesten umplaziert – und die Wasserfontäne wandelte sich in Wasserdampf, der fast schon freundlich aus den Belüftungsschlitzen schwadete.
Putzmann, ade
Gestern hat mir mein Putzmann den Laufpass gegeben. Verflixt, da muss ich nun entweder selber wieder zum Staubsauger und den andern Putzutensilien greifen, oder rasch eine neue “Perle” suchen. Beides ist anstrengend. Auch wenn die Lage also dramatisch ist, die Begründung, warum er nicht mehr will, entbehrt nicht einer gewissen Komik. So lese ich in seiner Kündigung: “Ich rege mich viel zu stark auf über die starke Verschmutzung…”. Nun bin ich tatsächlich der gelebten Ansicht, dass ich meine Wohnung nicht gross reinige, wenn ich mir denn schon einen Putzmann leiste, sonst aber bin ich ein ziemlich reinlicher Mensch und meine Wohnung ist (fast) immer im grünen (und nicht im schimmelgrünen) Bereich. Tja, da bleibt mir nur noch, meinem Putz-Ex viel Kraft und Meister Proper für sein weiteres Leben zu wünschen; und möglichst viele Kunden, die ihre Wohnung vor seinem Besuch auf Hochglanz polieren.
Quotient
Die Deutschen sind gemeinsam miit den Holländern (Wohnwagenreisen bilden) die cleversten Europäer, mit einem durchschnittlichen IQ von 107 liegen sie knapp vor den Polen (!) mit 106, den Schweden und den Italienern. Erst dann folgen die Schweizer, mit einem IQ von 101 gleichauf mit den Österreichern. Einiges dümmer sind die Briten und die Franzosen, abgeschlagen am Schluss die Rumänen, die Türken und die Serben. Aber es gibt Gerechtigkeit: die Serben haben dafür 128 Mal pro Jahr Sex und liegen damit auf Platz drei, hinter den nimmersatten Kroaten (134) und Griechen (138). Wir Schweizer treibens gleich wie die Deutschen 104 Mal im Jahr (wen es interessiert: die Österreicher liegen bei 105). Doch eigentlich möchte man Pole sein: die sind gleichzeitig klug und mit 115 erotischen Einsätzen auch bettbefliessen.
Was ich wünschen tät
Wenn der Server morgens um sieben Pause macht, so wie heute, möge er dies meinem Wecker das nächste Mal doch frühzeitig mitteilen. Vor sechs Uhr, wenn möglich. Und ihm sagen, er soll mich ein oder zwei Stündchen länger schlafen lassen. Kurz: die nahtlos integrierte, durchgängig vernetzte End-to-End-Server-Wecker-Lösungen, das wünsch ich mir.
Spoesie
Spam ist ärgerlich, Spam ist unwillkommen. Die Zeit ist nicht mehr fern, da muss ich meine Mailadresse ändern. Aber noch zögere ich. Denn statt der sonst üblichen PenisverlängerungsViagraUhren-Spam, bietet man mir des öftern interessante Dinge an. Da fragt mich doch jemand, warum ich meine Rechnungen nicht bezahle, oder ob ich etwa gar nicht in der Lage bin dazu. Erfreulicherweise ist es kein Kredithai, der hier seine Netze auswirft, sondern ein Buchverlag mit einem Schuldenratgeber. Obskur, aber nicht obszön. Warum aber jemand ausgerechnet mir einen 1500-Watt-Dampfreiniger anpreist, muss wohl für immer im Dunkeln bleiben. Während ich schon fast überlege, ob ich mir den mit Gas-Lift höhenverstellbaren “Leder – Design – Barhocker aus echtem Buffalo Leder fuer hoechste Ansprueche” näher anschauen soll. Aber ich brauch den Lift-Barhocker ebensowenig wie Versand-Kunstpflanzen, Terassenheizer, eine mobile Nebelmaschine oder etwa einen Chefsessel. Obwohl, man weiss ja nie, wann man in die Lage kommt. Auf dem Chefsessel, so denke ist, wäre dann auch eine Nebelmaschine ein nützlich Ding. Ich glaub, ich muss nun doch meine Mailadresse schleunigst ändern.
Entlassung
In gewohnter Eloquenz hat mir der Zivilschutz – pardon: Schutz & Rettung – mit einem Einzeiler mitgeteilt, dass ich aufgrund meines Jahrgangs (ächz) nun ehrenvoll (ok, das stand nicht drin, ich find aber, es würde passen) aus dem Dienst entlassen bin. Jä nu so denn: Mäld mi ab. Von meinem verantwortungsvollen Amt als Beschützer von Witwen und Waisen, von Weinkellern und Hobbybastelräumen. Ja, es war schön.
Ich bin König
Der Tag beginnt königlich. Als ich nach dem Aufstehen das Licht anmache, gibt es einen scharfen Knall. Der Strom ist weg, in der ganzen Wohnung, die Sicherungen aber sind ganz. Nach dem Hauswart kommt der Elektriker kommt das Licht. Ich komme verspätet zur Arbeit, und dafür gibt es keine Mittagspause. Am Abend der traditionelle Dreikönigsschmaus im erweiterten Historikerkreis. Wer König wird, muss darf die Zusammenkunft im nächsten Jahr organisieren. Wen es wohl diesmal trifft? Exakt, der Tag endet königlich.
Blümerant
Es ist nicht die Feder, die dem schönen Wort blümerant Pate stand. Mir wird blümerant, oder: mir ist blümerant – der Ausdruck stammt aus dem 17. Jahrhundert von “bleu mourant”: matt-blau oder blass-blau. Blaussblau war dazumal – man pflegte sich gerade wieder einmal die Köpfe einzuschlagen und stand im 30jährigen Kriege – eine eigentliche Modefarbe, der man an allen Ecken und Enden begegnete. Und irgendwann vollständig überdrüssig war, so dass einem recht elend wurde, wenn man die Farbe nur schon sah. Dies hat zu einer volksetymologischen Umdeutung geführt, so dass blümerant Ausdruck wurde für eine elende Gemütsverfassung. Ich gebrauche blümerant aber auch für physische Gerechen vielerlei Art.
Neue Nachbarn
Unsere neuen Büronachbarn sind im Wellnessgeschäft, erzählt Kollege R. R. hat die Chefin im Lift getroffen. Wellness? Ja, Massagen. Übernimmt das die Krankenkasse, hat R. sie gefrag? Eher nicht, meinte die Chefin. Und Stundenservice sei auch möglich, hat sie gesagt. Stundenservice? Wir rätseln. Seit unsere neuen Nachbarn ihre Homepage aufgeschaltet haben, hat das Rätseln ein Ende. Mehrere Damen und zwei Herren bieten ihrer Klientschaft Massagen unterschiedlichster Ausprägung, jedoch mit einer Gemeinsamkeit: einem “erotischen Abschluss”. Da wir alles moderne, aufgeschlossene Menschen sind, bleiben wir gelassen. Das entspricht einem gesellschaftlichen Bedürfnis, meint A. und nippt an seinem Kaffee. Überhaupt, es geht ja gar nicht um Sex, sagt E. Und reisst unnötigerweise die Diskussion vom Zaun, was denn als Sex gelte – Herr Clinton grüsst. Auch wenn wir uns nicht einig sind, sind wir uns in einem einig: unsere neuen Nachbarn sind voll ok und ziemlich nett. Und doch ertappen wir uns dabei, dass wir die Männer, die in unserer Liegenschaft ein und aus gehen, mit anderen Augen anschauen.